!!BEST
SELECTION OF LEARNING MATERIAL, BOOKS AND DVDs on CEE!!
Das
schwarze Meer – zwischen Europa und Asien
Das
schwarze Meer liegt an der Schnittstelle von Südosteuropa,
Vorderasien und Südrussland. Es ist mit fast 420.000
Quadratkilometern etwas grösser als Deutschland und fast
ein Binnenmeer. Mit dem Mittelmeer ist es durch die türkischen
Meerengen Bosporus und Dardanellen verbunden.
Noch
vor etwa 17.000 Jahren war das schwarze Meer ein Süsswassersee.
Als gegen Ende der letzten Eiszeit vor etwa 11.000 Jahren
der Wasserspiegel im Mittelmeer anstieg, floss ein Teil des
Wassers durch den Boporus in den sehr viel tiefer gelegenen
See ab. So entstand das schwarze Meer. Bisweilen wird ein
Zusammenhand zwischen diesem spektakulären Ereignis und
der in der Bibel erwähnten Sintflut hergestellt. Trotz
dieses Zustroms an Salzwasser hat das schwarze Meer einen
niedrigen Salzgehalt, 12 bis 16 Gramm pro Liter (gegenüber
36 bis 39 Gramm pro Liter im Mittelmeer). Der Grund dafür
ist unter anderem dass mehrere grosse Flüsse ins schwarze
Meer münden.
Daraus
ergeben sich ein ganz besonderes Ökoytem und eine besondere
Anfälligkeit: Das schwarze Meer ist sehr verschmutzt,
und zwar durch die Abwässer der Industriestädte,
die an den Flüssen liegen und durch den bedeutenden Schiffsverkehr
aufgrund seiner geographischen Lage. Was bedeutet das?
Das
schwarze Meer ist einer der Wege auf dem Erdöl aus Russland
und dem Kaukasus ins Mittelmeer und von dort aus weiter in
den Atlantik gelangt.
Auf der
Karte wird deutlich dass die Tanker dadurch durch den Bosporus
fahren müssen, der seit 1936 eine internationale Meerenge
ist, und an deren beiden Ufern die türkische Stadt Istanbul
liegt. Seit mehreren Jahren ist der Bosporus überlastet.
2004 durchfuhren ihn 53.000 Schiffe, darunter 10.000 Tanker
– im Durchschnitt 130 Schiffe pro Tag. Deshalb ergriff
die Türkei Massnahmen um den Verkehr einzuschränken.
So ist inzwischen die Durchfahrt für Supertanker mit
mehr als 150.000 Tonnen verboten.
Das
schwarze Meer ist also ein wichtiger Energietransitkorridor
und daher von strategischer Bedeutung. Diese Bedeutung hat
es übrigens seit der Antike. Die Giechen nannten es Pontos
Euxenos, das gastliche Meer. Sie errichteten an seinen Ufern
mehrere Kolonien, um den Getreidehandel zu kontrollieren und
die Versorgung Athens zu sichern. Anschliessend herrschten
das römische Reich und das byzantinische Reich über
das schwarze Meer. Byzanz beherrschte fast 1000 Jahre das
Südufer und das Ostufer.
Das
änderte sich erst 1453 mit der Einnahme von Konstantinopel
durch die Türken. Ab dem 18. Jahrhundert begann sich
auch Russland für das schwarze Meer zu interessieren.
Sowohl Peter der Grosse als auch Katharina die Grosse versuchten
der russischen Marine einen Zugang zu den wärmeren Gewässern
im Süden zu verschaffen.
Ende
des 18. Jahrhunderts führte Russland zwei Kriege gegen
das osmanische Reich und erlangte die Kontrolle über
das Nordufer des schwarzen Meeres. Damals entstanden der Militärhafen
von Sebastopol und der Handelshafen von Odessa.
Allerdings
wurde Russland durch Grossbritannien im Krimkrieg von 1853
– 1856 daran gehindert, die türkischen Meerengen
zu erobern. In den fast 50 Jahren des kalten Krieges gehörte
das schwarze Meer dann zur Frontlinie zwischen den beiden
Machtblöcken. Die UDSSR und ihre Satellitenstaaten Rumänien
und Bulgarien standen direkt der Türkei gegenüber,
die der NATO angehörte.
Wie sieht die Lage heute aus? Nach dem Zerfall der Sovietunion
im Jahr 1991 änderten sich die Hoheitsverhältnisse.
Die Ukraine, Moldawien und Georgien wurden unabhängig.
Andere Staaten wie Rumänien und Bulgarien, die ebenfall
zum sowjetischen Einflussbereich gehört hatten, traten
2004 der Nato und 2007 der EU bei.
Die USA
versuchen den Einfluss Russlands in der Region zurückzudrängen.
Zum einen unterstützten sie 1997 die Gründung der
Sicherheitsallianz GUAM der Staaten Georgien, Ukraine, Azerbaidschan
und Moldawien. Und sie unterstützten über Stiftungen
die Revolutionen 2003 in Georgien und 2004 in der Ukraine.
Ausserdem wurden den USA die Nutzung militärischer Einrichtungen
in Bulgarien und Rumänien ermöglicht. Das geschah
im Rahmen einer militärischen Neuorientierung, mit dem
die USA näher an die Kaukasusregion und den Nahen Osten
rückten.
Aber auch
die Europäische Union beginnt sich fuer die Region zu
interessieren, seit Rumänien und Bulgarien der EU im
Januar 2007 beigetreten sind. Die Anrainerstaaten des schwarzen
Meeres sind von der sogenannten Europäischen Nachbarschaftspolitik
betroffen. Das schwarze Meer wird zunehmend zum dritten Meer,
für das sich die EU besonders interessiert. Die Europäische
Union fühlt sich mehr und mehr verantwortlich für
eine Region in der die Stabilität an mehreren Stellen
bedroht ist. In Brüssel ist man der Meinung die USA sollten
nicht mehr allein die Rolle einer Schutzmacht spielen. Denn
letztendlich führe das erneut zu Spannungen mit Russland,
das sich erneut einer Eindämmungspolitik ausgesetzt fühlt.
Sehen wir und dazu die Position Russlands an.
Zunächst
einmal musste es die Schwarzmeerflotte, die im Hafen von Sebastopol
vor Anker liegt, mit der Ukraine teilen. Nach schwierigen
Verhandlungen erklärte sich die Regierung in Kiew bereit,
den Marinestützpunkt bis 2017 an Russland zu verpachten.
Die Miete beläuft sich auf jährlich 100 Millionen
Euro, und die Ukraine will die Pacht nicht verlängern.
Russland möchte aber auch nach 2017 dort bleiben, selbst
wenn es mehr kosten sollte. Und auch die Krim, die zwar zur
Ukraine gehört, deren Bevölkerung aber zu zwei Dritteln
aus Russen besteht, ist weiterhin zwischen beiden Staaten
umstritten.
Seit dem im August 2008 zwischen Georgien und Russland ausgebrochenem
Krieg hat sich die regionale Konstellation erneut geändert.
Denn Moskau unterstützt nun offen die Unabhängigkeit
der georgischen Provinzen Südossetien und Abchazien.
Das kleine
Abchazien hat für Russland mehrere Vorteile. Es liegt
nur wenige Kilometer von der Stadt Sotchi entfernt, in der
2014 die olympischen Winterspiele stattfinden sollen. Und
an der abchazischen Küste könnte ein neuer Marinestützpunkt
entstehen, falls die russische Schwarzmeerflotte Sebastopol
verlassen müsste.
|